Daniel Gremm: Der B2C-Online-Handel boomt. Nach aktuellen Zahlen des IFH sind in Deutschland im vergangenen Jahr rund 43 Milliarden Euro im Internet umgesetzt worden, was ca. 10 Prozent des gesamten Einzelhandels bedeutet. Bei Jahr für Jahr zweistelligen Wachstumsraten und einer zunehmenden Bedeutung auch für den Lebensmitteleinzelhandel ist es nicht überraschend, dass Amazon mit seinem Dienst Amazon Fresh in diesem Jahr in den deutschen Lebensmittelmarkt einsteigen will. Rechnen Sie damit, dass Amazon damit Ihrer Branche ähnliche Kopfschmerzen bereiten wird wie damals der Buchbranche?

Amazon Fresh

Matthias Enders: Man sollte die Gründe für diese Entwicklung wieder am Tun der Menschen betrachten. Warum sollte ich für rationelle Abläufe nicht den technischen Fortschritt nutzen und somit ein mehr an Lebensqualität erreichen?! Die Menschen werden diese urbanen Trends zur Rationalisierung rein schon aus ökonomischen Gesichtspunkten immer schneller vorantreiben. Unternehmen, die diese Entwicklungen spät oder gar nicht annehmen also diesen Prozess des Change nicht begleiten, werden früher oder später aus dem Markt scheiden.

In unserer Branche wird der technische Fortschritt dafür sorgen, daß der Schwerpunkt auf die Service-gerichteten Prozesse in einem hohen Tempo vorangeht, d.h. Lieferservice, Beratung in Ernährungsfragen, Genusserlebnisse, etc. bei gleichzeitig nahezu uneingeschränkter Verfügbarkeit der nachgefragten Produkte und Leistungen.

„Gewaltige Veränderungen in unserer Branche“

Hier wird meiner Einschätzung nach die Marktmacht von Amazon in nicht allzu naher Zukunft auch vor dem Lebensmitteleinzelhandel nicht zurückschrecken. Der im deutschen Lebensmitteleinzelhandel vorherrschende Konzentrationsprozess mit wenigen Playern mit hoher Marktdurchdringung könnte hier schnell zu einschneidenden Veränderungen führen wenn Amazon einen dieser grossen Player für sich gewinnt und damit das vorherrschende Marktzugangshemmnis der Logistik im Hinblick auf die Frische zu lösen vermag. Dies wird dann zu gewaltigen Veränderungen in unserer Branche führen. Dann wird es wohl ähnliche Tendenzen wie im Buchhandel nach sich ziehen.

Nichtsdestotrotz sehe ich gerade in serviceorientierten Wertstrategien auch für den Lebensmittelhandel viele tolle Nischen, den Menschen in unternehmerischer Verantwortung Vorteile zu vermitteln, um Unternehmen einzigartig zu machen. Hier ist kreatives Querdenken und hoher Fleiss gefragt.

Daniel Gremm: Wie werden Sie für Ihr Geschäft das Internet nutzen?

Matthias Enders: Unser Unternehmen ist auch mit den Impulsen aus meiner derzeitigen Weiterbildung zum Online Manager Handel zur Zeit mit einer breit angelegten Strategie für die Onlinewelt beschäftigt. Insbesondere unsere intensive Kundenbeziehung erfordert und ermöglicht uns hier eine gute Basis für einen guten Start. Auch unser Onlineangebot wird ohne Wenn und Aber die Frage des grösstmöglichen Nutzens für unsere Kunden positiv beantworten müssen.

Geplant ist eine benutzerfreundliche, moderne und technisch auf dem neuesten Stand eingerichtete Webseite mit steter Aktualisierung mit und am Kunden. Darüberhinaus wollen wir auch auf allen relevanten sozialen Netzwerken sowie Blogs die unsere Kunden besetzen hier den Dialog aufnehmen. Medienkanäle wie Youtube etc. runden unser Onlineangebot ab und ergänzen bzw. bereichern unsere klassischen Kontaktpunkte (TV, Radio, Handzettel) für unsere Kunden.

In absehbarer Folge sollen dann mit entsprechender Erfahrung und Sicherheit ein Webshop und ein Serviceportal das Onlineangebot abrunden, bzw. bisherige klassische Vermarktungsformen bereichern bzw. ersetzen.

Zu Teil 3 der Zauberformel gegen Amazon: Erfolgsgeheimnisse eines Einzelhändlers